die Willibrords-Kapelle
Das Kirchlein ist ein Kleinod. Es gehörte ursprünglich zum Kloster Aura. An der Kapelle befand sich der Friedhof der Abtei. Neu erbaut wurde es von den Auraer Klosterbrüdern in der Mitte des 15. Jahrhunderts, finanziert durch die Ausgabe von Ablassbriefen.
Die Kapelle dürfte aber wesentlich älter sein. Über die Entstehung des Kirchleins wird erzählt: »Zwei Brüder waren ins Heilige Land gezogen, wurden dort von den Sarazenen gefangengenommen und mussten jahrelang in Gefangenschaft schmachten, wo sie schwere Sklavenarbeit verrichteten. Sie gelobten eine Kapelle zu erbauen, sollten sie je wieder in ihre Heimat zurückkehren. Auf wundersame Weise gelang ihnen nach Jahren die Flucht. Im Herzen jubelnd, erreichten sie ihren Heimatort Euerdorf und erfüllten ge-treulich ihr Gelübde.«
Sollte diese Geschichte auf Wahrheit beruhen, so ließ sich die Entstehungszeit der Willibrordskapelle in das beginnende 12. Jahrhundert datieren. In späteren Jahren entwickelte sich die Kapelle zu einem Wallfahrtsort. Dort wurde der hl. Wendelin als Patron der Bauern sehr verehrt. Heute befindet sich die Kapelle im Gemeindebesitz. Sie ist mit schönen gotischen Figuren ausgestattet. Herausragende Kunstwerke sind im Hochaltar. Hier sind St. Kilian mit dem Schwert und St. Willibrord mit dem Kirchlein auf dem Arm zu sehen. Sie werden der Ära Tillmann Riemenschneiders zugeschrieben. An den Chorseitenwänden befinden sich St. Wendelin und Bischof Otto von Bamberg, Gründer des Kloster Aura. An Sonntagen ist die Kapelle meist geöffnet.
Wir gehen nun nach rechts an der Friedhofsmauer entlang und biegen dann wieder nach rechts in die Bahnhofstraße ein. Hier befand sich einst das »Hintere Tor« der Dorfbefestigung. Der Torbogen wurde in jüngerer Zeit als Ecksteine für die Einfassung der Wehrmauer verbaut. An ihnen lässt sich noch heute die Jahreszahl 1586 ablesen. Dahinter fällt unweigerlich ein prächtiger Fachwerkbau ins Auge.
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